Dienstag, 18. Dezember 2007

"Historischer Tag für den Frankfurter Flughafen"

Das hessische Wirtschaftsministerium hat den umstrittenen Ausbau des Frankfurter Flughafens mit Auflagen genehmigt - und die Kritiker schwer enttäuscht.

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hat die Ausbaugenehmigung der hessischen Landesregierung als historischen Tag für die nationale Luftfahrt bezeichnet.
Fraport-Chef Wilhelm Bender erklärte am Dienstag, damit sei eine wichtige Etappe auf dem Weg zum Ausbau genommen. Nur die Erweiterung der Kapazität sichere die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Airports. Die Regierung in Wiesbaden hatte zuvor den Bau einer zusätzlichen Landebahn und eines dritten Terminals bewilligt.
Die Entscheidung sei aber auch ein „guter Tag für die Region“, sagte Bender. Er verwies darauf, dass der Ausbau mit rund vier Milliarden Euro das größte privatwirtschaftlich finanzierte Investitionsprogramm in Deutschland sei. Außerdem würden in den baulichen Bestand jährlich bis zu 300 Millionen Euro investiert.

Geplantes Nachtflugverbot teilweise aufgehoben

Zugleich sei die Erweiterung ein „gewaltiges Beschäftigungsprogramm mit der Schaffung von 100.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen“, sagte der Fraport-Chef, der die neue Landebahn spätestens 2011 in Betrieb nehmen will.
Er sehe den Entscheidungen der Gerichten zu den erwarteten Klagen der Ausbau-Kritiker mit Zuversicht entgegen, sagte er. Fraport erhofft sich von den zusätzlichen Kapazitäten einen Anstieg des Passagierwachstums um knapp zwei Drittel bis zum Jahr 2020.
Bitter für die Kritiker des Ausbaus: Die hessische Regierung hat das geplante vollständige Nachtflugverbots teilweise aufgehoben. Zwischen 23 Uhr und fünf Uhr dürfen im Jahresdurchschnitt höchstens 17 planmäßige Flüge pro Nacht von jenen Fluggesellschaften stattfinden, die in Frankfurt ihren Heimatstandort haben.
Im Vorjahr verzeichnete der Flughafen nach Angaben des Ministeriums durchschnittlich 41 Flüge während dieser Zeit. Den Anwohnern war von Fraport und dem hessischen Ministerpräsident Roland Koch (CDU) ein komplettes Nachtflugverbot als Ausgleich für die zusätzliche Lärmbelastung durch den Ausbau zugesichert worden. Lufthansa hat jedoch mit Klagen gedroht und Ausnahmeregelungen für täglich 41 Flüge gefordert.
Zur Begrenzung des nächtlichen Fluglärms dürfen zwischen 22 Uhr und sechs Uhr im Jahresdurchschnitt pro Nacht nun 150 Starts und Landungen stattfinden. 2006 waren es durchschnittlich 138 planmäßige Flüge gewesen.
Zudem gebe es für die neue Bahn im Nordwesten des Flughafens es ein komplettes Landeverbot zwischen 23 Uhr und fünf Uhr. Alle Landungen müssen auf den bestehenden drei Bahnen stattfinden. Passagiermaschinen dürfen dem Beschluss zufolge nicht mehr zwischen ein und vier Uhr früh starten und landen. Bisher gab es hier lediglich ein Landeverbot.
Das Bundesverkehrsministerium habe gegen die wichtigsten Teile des Beschlusses keine Einwände gehabt, hieß es. Der mehr als 2500 Seiten umfassende Beschluss werde Fraport und den Kommunen in der Region voraussichtlich am 7. und 8. Januar zugestellt. Danach haben die Betroffenen einen Monat Zeit, um Rechtsmittel einzulegen.
Lufthansa sprach von einem wichtigen Signal für den Standort Frankfurt. „Wir haben eine größere Zahl von Nachtflügen erwartet“, sagte ein Sprecher. Das Unternehmen wolle den Beschluss in den kommenden Wochen prüfen.

Quelle: sueddeutsche.de, 18.12.2007