Freitag, 21. Dezember 2007

GDL - Gewerkschaft der Dilettanten

Es war zu schön, um wahr zu sein. Einige Wochen verhandelten GDL und Bahn geräuschlos über den Tarifvertrag, den der Konzern der Lokführergewerkschaft zuletzt angeboten hatte. Plötzlich bricht die GDL die Gespräche ab. Warum, ist völlig unklar.

Klar ist dafür: Die GDL ist genau jene unzuverlässige, unseriöse und unprofessionelle Gewerkschaft, als die sie in den letzten Monaten nie gelten wollte. Der Dilettantismus der Gewerkschaftsspitze ist nicht zu übertreffen.
Es ist das gute Recht der GDL, die Verhandlungen für gescheitert zu erklären, wenn sie trotz ernsthafter Bemühungen keine Einigungsmöglichkeit sieht. Das aber scheint nicht der Fall zu sein, sonst hätte GDL-Chef Manfred Schell dies ohne Umschweife mitteilen können. Es ist erbärmlich stillos, den Verhandlungspartner Knall auf Fall sitzen und ganz Deutschland über die Motive im Dunkeln zu lassen.
Erst am Donnerstag will sich die GDL erklären. Das lässt erahnen, dass die Gewerkschaftsführung am Mittwoch selbst nicht so genau wusste, wohin sie steuern soll - weiterverhandeln oder wieder streiken? Es gibt Hinweise darauf, dass Deutschlands oberste Lokführer tief gespalten sind über das weitere Vorgehen.
Das amateurhafte Auftreten ist umso unverständlicher, als die GDL-Führung nach Monaten öffentlichen Tarifstreits erfahren genug sein müsste, keine so groben Fehler in Strategie und Kommunikation zu machen. Sollte sich die GDL entscheiden, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, wird ein Abschluss nach dem Affront gegenüber der Bahn-Spitze noch schwerer zu erzielen sein.
Die GDL hat bewiesen, wie unberechenbar sie ist. Für die Bahn und ihre Kunden bedeutet das: Es gibt nie Sicherheit. Solange ein neuer Tarifvertrag nicht tatsächlich unterzeichnet ist, drohen weiter Streik und Chaos.

Quelle: ftd.de 21.12.2007