Montag, 20. August 2007

Der einsame Präsident

Es wird einsam um den mächtigsten Mann der Welt. Erst verlässt ihn sein langjähriger Vertrauter Karl Rove, dann sein Sprecher Tony Snow. Und auch an der republikanischen Basis sieht man den US-Präsidenten zunehmend kritisch.
Von Birgit Kruse

Doch Bush hat Rove mehr zu verdanken als seine Wahlsiege. Beobachtern zufolge ist Rove auch für die veränderte Außenwahrnehmung von Bush zum international anerkannten Staatsmann und Feldherrn verantwortlich. Kein Wunder also, dass Rove von seinem Chef schnell den Spitznamen des "Boy Genius" (Wunderknabe) verpasst bekommt.

Ist das der Anfang vom Ende?
Und auch in den Medien wird Rove schon bald als "Bush's Brain" oder "Machiavelli von Washington" bezeichnet. Gekrönt wurde die Arbeit von Rove im Februar 2005, als Bush ihn wenige Wochen nach Beginn der zweiten Amtszeit zum stellvertretenden Stabschef im Weißen Haus ernennt.

Für Bush wäre es schon schlimm genug gewesen, einen engen Vertrauten zu verlieren. Doch dem nicht genug:
Wenige Tage später kündigt sein Sprecher und engster Berater Tony Snow seinen Rücktritt an – mit einer äußerst bizarren Begründung: Geldmangel. "Ich habe den Leuten immer gesagt", so Snow in der Radiosendung Hugh Hewitt Show, "wenn mir das Geld ausgeht, dann muss ich gehen".
Derzeit verdient der Vater von drei Kindern zwar rund 125.000 Euro im Jahr. Bevor er im April 2006 Bush-Sprecher wurde, arbeitete er für den Sender Fox News und hatte ein erheblich höheres Gehalt als jetzt im Präsidialamt. Rove wird bis Ende August seinen Schreibtisch geräumt haben.
Es wurde aber auch über einen anderen Grund für seinen Rücktritt spekuliert. Und zwar seine Gesundheit. Wegen einer Darmkrebserkrankung, die nach erfolgreicher Behandlung wieder ausgebrochen war, hatte der 52-Jährige seine Arbeit schon mehrere Wochen ruhen lassen müssen. Snow jedenfalls betont, dass seine Entscheidung nichts mit seiner Krankheit zu tun habe.
Was auch immer der Grund für seinen Rücktritt ist. Ebenso wie Rove wird auch Snow eine große Lücke hinterlassen. Anders als sein unmittelbarer Vorgänger in dem Amt, der hölzerne Scott McClellan, gilt Snow als ein eleganter Kommunikator. Als mögliche Nachfolgerin wird Snows bisherige Stellvertreterin Dana Perino genannt.
Und auch an der Basis scheint der Präsident immer unbeliebter zu werden. Bereits öffentlich scheinen sich Republikaner immer deutlicher von ihrem Präsidenten zu distanzieren. Bei einer Diskussionsrunde sagte kürzlich ein Teilnehmer: "Ich bin doch nicht die Blindkopie des Präsidenten“. Und ein anderer antwortete auf die Frage, ob der mit den Vorhaben von Bush einverstanden ist: "Auf gar keinen Fall. Ich denke, man kann Menschen nicht dazu zwingen, unsere Lebensweise und unsere Regierungsform anzunehmen“.
Für den US-Experte und Politikwissenschaftler Josef Braml von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik ist das erst der Anfang vom Ende. Erst kürzlich sagte er in einem Interview: "Bushs Amtszeit geht dem Ende entgegen, und da gehen die guten Leute von Bord. Weitere Rücktritte sind nicht ausgeschlossen."

Quelle: sueddeutsche.de 20.8.2007